Seminarwoche für Eltern mit ihren hörgeschädigten Kindern

Im September 2011 fand die 1. Seminarwoche für Eltern mit ihren hörgeschädigten Kindern statt.
Ein Siebenbürger Lehrer an einer deutschen Schule und Organist, Klaus-Dieter Untch, war eine große Bereicherung in dieser Woche. Er ließ alle singen und sich bewegen.

Hier ist sein Bericht:

Rehabilitation von gehörlosen Kindern in Rumänien

In Wolkendorf (Vulcan / RO) fand vom 4. – 10. September ein Eltern-Kind-Seminar für Eltern statt, deren gehörlose Kindern mit einem Cochlear Implantat (CI) hören lernen.
Mit einem Cochlear Implantat können gehörlos geborene Kinder Sprache erwerben fast wie normal hörende Kinder.
Moderne Hörtechnologie verbunden mit guten Fördermaßnahmen lassen hörgeschädigte Kinder zu aktiven und akzeptierten Mitgliedern unserer Gesellschaft werden.

Diese Operation, die Cochlear Implantation, wird in Rumänien erst seit wenigen Jahren durchgeführt. Leider profitieren noch viel zu wenige hochgradig hörgeschädigte Kinder in unserem Land von dieser Technologie.
An diesem Seminar im evangelischen Erholungsheim in Wolkendorf/Vulcan im September nahmen 12 Kinder im Alter von 4-9 Jahren mit Mutter /Vater, ihre Geschwister und auch einige Logopäden aus dem ganzen Land teil.

Das zentrale Thema hieß:
Wie Eltern ihre Kinder beim Hören und Sprechen lernen unterstützen können.

Elefant
Täglich erhielten die Kinder zusammen mit ihren Eltern eine individuelle Therapiestunde. Am Abend wurde den Eltern in kurzen Referaten und anhand von Videoausschnitten aus den Einzelsitzungen deutlich gemacht, wie der natürliche Spracherwerbsprozess auch für Kinder mit CI möglich ist.
Außerdem hatten die Teilnehmer ausreichend Gelegenheit zum Fragen und zum Austausch untereinander, was für alle sehr wichtig war.

Initiiert wurde das Seminar von den Hörgeschädigtenpädagogen Sigrid und Dr. Uwe Martin aus Bremen, Deutschland. Sie arbeiten seit mehr als 35 Jahren mit hörgeschädigten Kindern. Sie vertreten und zeigen einen therapeutischen Ansatz, der es ermöglicht, mit Unterstützung der Bezugspersonen hörgeschädigten Kindern, die mit guten Hörhilfen wie Hörgerät und oder Cochlear Implantat versorgt sind, über das Ohr (auditiv), kindgerecht und sehr natürlich ein leistungsfähiges Sprachverständnis zu entwickeln.

Videos von gehörlosen Jugendlichen mit einem Cochlear Implantat aus Deutschland und Österreich, die sprachlich unauffällig und fließend kommunizierten, denen man ihre Gehörlosigkeit nicht anmerkte, beindruckten die anwesenden Eltern und motivierte sie, diesen Weg zu gehen.
Paul Jacob aus Zeiden (Codlea) war eine wertvolle Unterstützung während des Seminars: Als Logopäde mit Ausbildung in Deutschland, als Übersetzer, als großer musikalischer Elefant bei „Un elefant…“, bei Elterngesprächen und vielem mehr.

Ich selbst hatte die Chance, während der Woche zweimal mit diesen Kindern Musik zu machen. Ich ließ die Kinder sich im Rhythmus zur Musik bewegen und gab ihnen Rasseln, Glocken und Triangeln etc. zum Begleiten. Auch die Eltern sangen fröhlich mit. Für mich persönlich war es eine einzigartige Erfahrung zu erleben, wie eigentlich gehörlose Kinder und ihre Eltern lebhafte Freude an der Musik hatten.

Dieses Seminar wurde ermöglicht durch „PERSPEKTIVE“, der in diesem Jahr in Deutschland neugegründete Förderverein für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche in RO, und gefördert von der Implantatfirma Cochlear AG, Basel, Schweiz.
Wir wünschen uns, dass zukünftig weitere Seminare dieser Art in Zeiden/Codlea stattfinden werden. Dann wäre ich gerne wieder dabei.

(Klaus-Dieter Untch)

Elternstimmen im Anschluss an das Seminar:

„Die Therapiestunden im Seminar haben uns geprägt und unsere Arbeitsweise mit Raluca geändert. Wir versuchen uns nun mit dieser Methode auch bei der Logopädin durchzusetzen. Raluca akzeptiert die streng didaktische Methode in den Logopädiestunden (mit dem Heft vor sich) nicht mehr. Sie ist viel aufnahmefähiger beim Spiel, bei Aufgaben, die sie zum Denken und zum Handeln reizen. Sie will nicht mehr mechanisch nachplappern, sondern selbst denken und entscheiden, was sie sagen will.“

„Die Videoabende haben mir gute Hoffnung gemacht.“

Wolkendorf

„Ich habe gelernt, dass ich flüssig und mit normaler Lautstärke sprechen muss.“

„Es hat mir in Vulcan gefallen, weil ich anderen Eltern mit den gleichen Problemen begegnet bin. Wir konnten miteinander sprechen und voneinander lernen. Meinem Kind hat es auch gut getan, viele Kinder wieder zu sehen und andere mit der gleichen Behinderung kennen zu lernen.“

„In Vulcan habe ich z.B. gelernt, dass ich die Arbeit im Haushalt auch mal liegen lassen muss, um mich mehr um mein Mädchen zu kümmern. Das tue ich jetzt, und das tut uns beiden gut. Ich danke Ihnen, Herr Uwe und Frau Sigrid. Ich habe vieles von Ihnen gelernt.“

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